Buchbinderei Köster stellt die Bundessiegerin im Buchbindehandwerk
von Richard Kiefer
Wer sich von ihr ein Tagebuch oder Familienalbum individuell binden lässt, ist als Kunde bei ihr in guten Händen. Schließlich ist Viviann Pieper Bundessiegerin, die beste Nachwuchs-Buchbinderin Deutschlands. Eine Dokumentenmappe in grün und altrosa mit goldener Prägung hat sie dort hingebracht. Jetzt ist sie eine Spitzenkraft mit Zukunft in ihrer Zunft. Seit einem Jahr arbeitet sie nach ihrer dort absolvierten Lehre als Gesellin in der Marburger Buchbinderei Köster.
Die 24-Jährige fand über Umwege zu diesem Beruf. Die junge Frau aus dem Sauerland mit den Leistungsfächern Englisch und Französisch will studieren. Sie macht zunächst ein freiwilliges Jahr in Marburg. Dann geht sie wegen eines Literaturstudiums nach Mainz. Zwei Semester hält sie durch. „Etwas trocken“, analysiert sie nüchtern. Schließlich wählt sie das Handwerk. Gute Familientradition. Denn der Opa war schon Schreiner, der Vater ist Maurer. Sie schnuppert in unterschiedliche Berufe.
Neben einem Praktikum in einer Goldschmiede war sie in einer Glasmalerei. Inzwischen weiß sie, dass Handwerk ihr liegt.
Sie informiert sich und meldet sich auf eine Stellenausschreibung der Buchbinderei Köster bei der Agentur für Arbeit. Das war 2012. Dann geht es schnell. Nach einem Gespräch werden drei Wochen Praktikum verabredet. Daraus wird ein Lehrvertrag. Es funktioniert, die Arbeit geht ihr von der Hand. Das Betriebsklima gefällt ihr. Sie macht eine verkürzte Lehre. Zweieinhalb Jahre anstatt drei. Dann die Prüfung. Neben dem theoretischen Teil wird sie praktisch geprüft. In sieben Stunden muss sie ein Werkstück abliefern. Alles ist vorgegeben. „Es wird Zeitdruck aufgebaut. Im Prinzip wird ein Kundenauftrag simuliert“, sagt Köster. Viviann Pieper muss schriftlich planen, Kosten kalkulieren, dokumentieren und Farben wählen. Sie schließt mit der Note „sehr gut“ ab. Der weitere Verlauf ihres Gesellenstücks ist bekannt. Als Kammersiegerin wird sie Landesbeste und schließlich Bundessiegerin als Buchbinderin, ein nicht alltäglicher Werdegang.
„ Sie hat alle Chancen und eine gute Zukunftsperspektive“ , lobt Peter Köster seine Mitarbeiterin.
Das hat er früh erkannt und zählt ihre Vorzüge auf. Sie habe eine hohe Auffassungsgabe, sei schnell und genau und habe ebenfalls ein gutes Gespür für Materialien, Farben und Formen. Das hat ihr Chef gefördert. Die Auszubildende durfte „schnuppern“, einige handwerkliche Stationen durchlaufen. Unter anderem in der Buchbindereiwerkstatt der Berliner Staatsbibliothek und bei einem Kurs zum Thema Buntpapiertechniken in Hamburg.
Aber wie geht es für eine Bundessiegerin weiter? Ein Studium ist für sie grundsätzlich abgehakt. Sie hat ein Stipendium von der Stiftung Beruflicher Bildung bekommen und will erst mal sehen, was für Mittel für sie zur Verfügung stehen. Auf jeden Fall wird die junge Gesellin zunächst ihren Ausbilderschein machen. So will sie weiterhin neue Bereiche kennenlernen, tiefer gehen und immer Neues lernen.