In Anerkennung der Leistung im Rahmen der Meisterschule an dem „Beruflichen Schulzentrum - Alois Senefelder in München“ erhielt Lisa Gümbel vom „Meister der Einbandkunst eV“ eine Kurswoche im „Centro del bel Libro“ in Ascona, der Schweiz.
Vom 21.09.20 bis zum 25.09.20 fand der Kurs „Woven Structure Binding“ unter Leitung von Jan Zimmerlich statt.
Als Einstieg in diese ungewöhnliche Hefttechnik wurde zu Beginn der Kurswoche ein Projekt gewählt, an dem die Grundtechnik zur Anwendung kam. Die verwendeten Lagen wurden im Falz eingeschnitten, an den Stellen, wo sie durch die waagerecht verlaufenden Bünde verbunden werden sollten, ähnlich den Heftbünden. Die Bünde wurden durch die Schlitze in die Lage geschoben, umliefen dort einen Kunststoffstreifen, der entlang des Falzes vom Kopf, bis zum Fuß reichte. Die vor der ersten und hinter der letzten Lage überstehenden Bünde wurden in die Kartondeckel hineingeflochten. Somit blieb der Rücken offen und die Flechtbünde dort sichtbar.
Draufsicht
Innenansicht einer Lage mit Plastikstreifen
Rückansicht
Im zweiten Projekt wurde es deutlich komplizierter. Die Lagen wurden nicht wie in der ersten Technik direkt miteinander verbunden, sondern wie bei der französischen Technik, auf Onglets geheftet. Zum sog. Heften auf Onglets wurden kleine Webhülschen als Verbinder angefertigt. Eine weitere Schwierigkeit bestand im Anfertigen der Deckel, durch das Hin- und Zurückweben der Bünde mit anderen Webbändern, sodass ein stabiles kariertes Muster entstand. Entscheidend dabei waren die Abschlüsse der Bänder, sie sollten unsichtbar verwoben sein. Dem kreativen Gestalten mit verschiedenen Materialien und Farben war hierbei keine Grenze gesetzt.
Innenseitig zurückgewebte Bünde und Bänder
Innenansicht
Als drittes Projekt wurden die Lagen ganz ohne Bünde miteinander verbunden. Sie wurden am Rücken jeder Lage horizontal eingeschnitten und jeder so entstandene Abschnitt abwechselnd nach vorne und nach hinten umgeknickt. Dann wurden die umgeknickten Teile jeder Lage miteinander verschachtelt zusammengesteckt und von oben jeweils ein Plastikstreifen hindurchgefädelt.
So wurde eine Lage immer mit der ihr vorgehenden und der jeweils nächsten Lage verbunden.
Die Deckel wurden aus demselben Kunststoff gefertigt,wie die eingefädelten Streifen.
Rückansicht auf die miteinander verwobenen Lagen
Innenansicht zwischen zwei Lagen
Als letztes Projekt wurde eine sehr dicke 1-lagige Bindung gewählt. Auch bei der dicken einzelnen Lage wurden die Bünde durch den Falz der Lage geführt. Zum Ausgleichen der späteren Deckel, wurden am Rücken der Lage noch einige schmale Blatt Papier mitgebunden, die durch eine speziell entwickelte Falztechnik zurückgefalzt wurden. Durch diese Rückfalzung wurden die Bünde erneut hindurchgeführt und endeten in den Deckeln.
Diese Deckel bestanden aus durchsichtigen Hartplastikplatten aus dem Gartenbaubereich. Sie teilen sich in viele schmale Kammern auf, durch welche die Bünde gefädelt und mit Bügelperlen fixiert wurden.
Seitenansicht auf den Deckel und den Rücken im Zusammenspiel
mit der Lage
Sicht auf die Mitte der Lage, mit den um den Plastikstreifen
laufenden Bünden
Fotos : Lisa Gümbel
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