Buchbinderei Köster
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Okt
2018

Die Lederherstellung

von Jörg Rausch

Der Prozess der Lederherstellung ist langwierig und erschöpft sich nicht in der Gerbung allein. Im folgenden sind die wichtigsten Schritte aufgeführt, die von der rohen Haut zum fertigen Leder führen. Laut eines Gerbers von Möbelledern sind je nach Lederart 35 bis 55 Arbeitsschritte von der Rohhaut bis zum fertigen Möbelleder notwendig. Das Leder wandert von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt und muss zwischendurch immer wieder kontrolliert und sortiert werden, damit am Ende ein schönes und hochwertiges Leder entsteht.

Die Rohhäute werden bei zu langen Wartezeiten zwischen Schlachthof und Gerberei zwischen-konserviert. Eine Qualitätskontrolle und Sortierung nach Gewicht wird bereits vor der Gerberei durchgeführt. 

Die Wasserwerkstatt

Die Arbeitsschritte der Wasserwerkstatt dienen der Vorbereitung der zu gerbenden Haut auf die nachfolgende Gerbung. Da für diese vorbereitenden Arbeiten schon immer viel Wasser benötigt wurde, werden diese Arbeitsschritte seit dem 18. Jahrhundert als "Wasserwerkstatt" zusammengefasst. Zur Wasserwerkstatt gehören alle folgenden Arbeitsschritte von der Weiche bis zur Beize. 

Weiche

In der Weiche wird der Schmutz und - falls nötig - das Kochsalz von den Häuten entfernt. Neben der Säuberung hat die Weiche die Aufgabe, durch Wasser den ursprünglichen Quellungszustand und die Weichheit der Haut wieder herzustellen. Die Dauer der Weiche kann bei gesalzener Ware einige Stunden und bei getrockneten Häuten bis zu mehreren Tagen betragen. 

Äscher

Kalk und Schwefelverbindungen lösen die Behaarung von der Haut im "Äscher". Ergebnis ist die sogenannte Blöße

Entfleischen

Scharfe Messerwalzen entfernen Gewebereste von der Haut. Die Gewebereste werden als Leimleder bezeichnet. 

Spalten

Damit das Oberleder gleichmäßig dick ist, wird es als Narbenspalt waagerecht vom sogenannten Kernspalt und Fleischspalt abgetrennt. Aus dem Fleischspalt lässt sich z. B. Veloursleder herstellen.

Beizen

Vorbereitung der Haut auf die Gerbung. Das Fasergefüge wird aufnahmefähiger für die Gerbung gemacht. 

Gerbung

Die Gerbstoffe werden bei der Gerbung von der Haut aufgenommen und verwandeln diese in Leder. Durch die Gerbung wird die Haut chemisch irreversibel konserviert und zum Werkstoff Leder umgewandelt.

Neutralisierung

Die aus der Gerbung übriggebliebene Säure wird neutralisiert.

Abwelken

Beim Abwelken wird mittels Pressen durch Walzen Restwasser aus dem Leder gepresst. Es gibt in der Bearbeitung von Leder in der Gerberei diverse Methoden, das Leder in den Zwischenschritten zu trocknen.

Sortieren

Eine Qualitätskontrolle auf Hautschäden. Die Leder werden in verschiedene Qualitätsklasen eingeteilt. Besonders makellose Häute können dann als Anilinleder weiterverarbeitet werden und Häute mit Fehlern werden eher geschliffen und geprägt, um trotzdem verwendet werden zu können. 

Falzen

Das Narbenleder wird in seiner Stärke weiter egalisiert und Unebenheiten entfernt. Dabei werden Lederfasern auf der Fleischseite entfernt

Durchfärbung und Fettung

Je nach Ledertyp werden die Leder mit Anilinfarbstoffen durchgefärbt (Fassfärbung). Die Weichheit des Leders wird durch die Nachfettung (Lickern) gesteuert. 

Trocknen

Für die Trocknung von Leder in den Arbeitsschritten in der Gerberei gibt es die unterschiedlichsten Methoden. Typisch ist die Vakuumtrocknung und die Hängetrocknung in Trockenöfen.

Stollen

Nach dem Trocknen wird das Leder durch Walkmaschinen und Stollen (Stollmaschine) weiter aufgeweicht. 

Oberflächenfärbung

Das Leder wird nun nach Kundenwunsch oberflächenbehandelt. Das Leder wird pigmentiert (oberflächengefärbt), gepresst, appretiert, gebügelt, geprägt und/oder der Glanzgrad wird angepasst.

Zurichtung

Die Zurichtung eines Leders umfasst die abschließenden Arbeitsschritte, die die Oberflächenoptik des Leders gestalten und die Oberflächeneigentschaften beeinflussen. Meist geht es um die Farbgestaltung der Oberflächenfärbung, aber auch um die Imprägnierung, Wachszurichtung, aber auch um mechanische Bearbeitungsschritte wie das Bügeln oder das Prägen des Leders. 

Das Prägen von Leder

Unter Prägen versteht man die Änderung des natürlichen Narbenbildes einer Tierhaut durch das Aufpressen oder Aufwalzen eines neuen Narbenbildes. Prägungen können über die gesamte Fläche einer Haut verlaufen. Aber es gibt auch die Möglichkeit, lokale Einzelmotive zu prägen. Prägungen werden mit Pressen, Walzen oder Stempeln gemacht. Lederfachleute sprechen daher auch von Pressnarben, wenn das natürliche Narbenbild durch eine Prägung verändert wurde. 

Kontrolle

Abschließende erneute Überprüfung der Produktqualität und Größenmessung der Häute

 

Dieser Artikel samt Fotos wurde uns freundlicherweise von den Machern der Seite www.lederzentrum.de zur Verfügung gestellt.

 

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